Studienfahrt Bozen 2015
„Mission Relaunch“: Wenn Mediengestalter eine Reise tun …
… dann gibt‘s was zu erzählen!
Wir – 19 Mediengestalter-Azubis der Berufsschule Bamberg – durften im Oktober 2015 an einem internationalen Berufsschul-Projekt teilnehmen. Eine super Sache, denn wir haben nicht nur zwei tolle Wochen in Südtirol verbracht, sondern in unserem Designworkshop auch unglaublich viel gelernt. Gemeinsam mit unserer Partnerklasse der Berufsschule Bozen hatten wir die Aufgabe, das in die Jahre gekommene Corporate Design des Vereins Centro Don Bosco aufzupolieren. Ausgehend vom Logo-Redesign entwickelten wir eine komplette Geschäftsausstattung, Plakate, Aufkleber und sogar das Konzept eines neuen Internetauftritts. Endlich konnten wir das in der Schule Gelernte in einem „echten“ Projekt in die Praxis umsetzen, und vom Ergebnis waren nicht nur wir, sondern auch unser Auftraggeber begeistert. Unser Fazit: Schön war’s!
Tag 1: Buongiorno Italia!
Am Sonntag gegen 10 Uhr starteten wir in Bamberg Richtung Bozen.
Während uns der Busfahrer sicher über den Brenner Richtung Südtirol steuerte, mussten unsere MacBooks beweisen, dass sie sich nicht nur zum Arbeiten, sondern auch wunderbar zum Filme-Schauen eignen.
So vergingen die 7 Stunden Fahrzeit mit dem Film „Step up“, Naschen und Quatschen wie im Flug und am späten Nachmittag kamen wir in der berühmtesten Senke Südtirols in Bozen an.
Zwischen Schnee und grünen Wiesen lag unsere Jugendherberge.
Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten und die Koffer ausgepackt waren, trafen wir uns zu einer kurzen Besprechung mit unserem Lehrer.
Anschließend hatten wir noch etwas Zeit, um die Umgebung der Jugendherberge zu erkunden und etwas zu essen. Da alle müde von der langen Anreise waren, gingen wir recht früh ins Reich der Träume…
Was uns wohl die nächsten beiden Wochen erwarten würde? Wir waren gespannt!
Tag 2: Sightseeing in Bozen
Der zweite Tag unseres Austauschprojekts begann um 8 Uhr mit dem Frühstück: Stärkung für die anstehende Stadtführung! Wir erfuhren viel über die interessante Geschichte Bozens und die Berühmtheiten und Sehenswürdigkeiten der Stadt. Wir besichtigten den Dom von Bozen, den Waltherplatz, den Gerichtssaal und den Landtag von Südtirol. Hier steht auch der Laurin-Brunnen, der an eine der bekanntesten Südtiroler Heldensagen erinnert: den Rosengarten des Zwergenkönigs Laurin.
Am Nachmittag konnten wir Bozen aus einer anderen Perspektive betrachten: Wir fuhren mit der Gondel nach Oberbozen auf den Bergpass Ritten und genossen das grandiose Dolomiten-Panorama auf einer Höhe von 1664 Metern.
Oben auf dem Pass war es ganz schön frisch, so dass wir uns anschließend bei einer heißen Schokolade wieder aufwärmten – da wir aus zwei Bamberger Berufschulklassen zusammengewürfelt waren, auch eine gute Gelegenheit, um uns besser kennenzulernen, Den wunderschönen Tag ließen wir abends mit einem gemeinsam gekochten Essen ausklingen.
Tag 3: Das Briefing
Am Dienstag wurde es ernst, schließlich waren wir nicht (nur) zum Spaß angereist: Unsere Partnerklasse hatte uns für das Projekt-Briefing in die Berufschule in Bozen eingeladen.
Wir starteten mit einer Runde „Speed-Dating“ – Kennenlernen im Minutentakt. Die Atmosphäre war von Anfang an sehr herzlich, und selbst für unser leibliches Wohl war mit Speck und Brot gesorgt.
Nach dem ersten Beschnuppern hielt der Lehrer der italienischen Berufschulklasse zur Einstimmung einen Vortrag über "Dynamisches Corporate Design". Dann stand der Hauptpunkt des Tages auf dem Programm: das Briefing durch unseren Auftraggeber Johannes Taler vom „Centro don Bosco“.
Der Verein ist eine gemeinnützige Einrichtung, die sich seit 1983 auf dem Gemeindegebiet von Leifers unweit von Bozen im sozialen Bereich (Senioren, Kultur, Bibliothek, Kinder und Jugendliche) betätigt. Was sich der Verein von unserem Projekt erhoffte: Das gesamte visuelle Erscheinungsbild des Vereins sollte von uns überarbeitet werden, also ein so genanntes „Restyling“.
Ausgehend von einem Logo-Relaunch waren auch neue Plakate & Flyer, eine Geschäftsausstattung sowie ein neuer Webauftritt geplant – ein straffes Programm für 2 Wochen! Deshalb legten wir auch gleich los und teilten für die verschiedenen Aufgaben Gruppen ein, jeweils gemischt deutsch-italienisch. Meine Gruppe war für das neue Plakat- und Flyerdesign zuständig.
Gegen Mittag fuhren wir in die Jugendherberge zurück, wo wir das Projekt und die einzelnen Gruppen-Aufgaben nochmals mit unserem Lehrer Herr Ecker durchsprachen und unsere ersten Eindrücke zusammentrugen. Nachmittags besuchten wir das Messner-Mountain-Museum in Sigmundskron – eine sehr interessante Ausstellung.
Das Highlight: Wir trafen sogar Reinhold Messner kurz „live“.
Nach einem Tag mit unendlich vielen neuen Eindrücken saßen wir abends alle zusammen im „Batzenhäusle“, das für seine typisch Südtiroler Gerichte bekannt ist.
Meine Knödel waren auf jeden Fall ausgezeichnet. Dazu gab es Südtiroler Bier und das Championsleague Spiel FC Bayern gegen Arsenal.
Tag 4: Vom Briefing in die Praxis
Der Mittwoch war komplett für Projektarbeit in der Berufschule eingeplant. Am meisten hatte zum Start die Gruppe „Logo“ zu tun: Da alle anderen Arbeitsschritte auf dem neuen Logo aufbauten, mussten sie zügig erste Ergebnisse liefern.
Neben der Logo-Form waren auch Schriften auszuwählen und ein Farbkonzept zu erstellen. Centro Don Bosco hatte uns im Briefing ziemlich freie Hand gelassen, einzige Vorgabe war, dass das neue Logo nach wie vor ihrem Verein zugeordnet werden konnte.
In unserer Gruppe setzten wir uns mit dem Thema „Vorlagen“ auseinander. Sowohl für Plakate als auch für Flyer sollten Vorlagen erstellt werden, die vom Verein unkompliziert an verschiedene Veranstaltungen angepasst und vor allem selbst bearbeitet werden können. Dafür mussten wir uns intensiv mit Absatz- und Zeichenformaten in InDesign beschäftigen – Neuland für uns, so dass wir etwas ins Schwitzen kamen.
Wir legten mit dem Gestaltungsraster los und richteten den Satzspiegel mit Seitenrändern und Spalten ein – im Hinterkopf immer sämtliche Elemente, die zwingend mit auf Plakat und Flyer sollten.
Tag 5: Ganz im Zeichen der Typographie
Auch am nächsten Tag war Freizeit ein Fremdwort. Aber wir hatten Feuer gefangen für „unser“ Projekt und es ging gut voran. Nach einem Vortrag über das Thema „Schriften und Typographie“ diskutierten wir die Font-Auswahl für Centro Don Bosco. Eigentlich hatte der Kunde Thesis als Schrift vorgegeben, mit der wir aber gar nicht glücklich waren. Schließlich konnten wir uns auf Univers einigen, die serifenlos ist und sehr viele Schrift-Schnitte mitbringt – übrigens auch die Hausschrift von SalierDruck.
Bis zum Nachmittag war unsere Plakat-Vorlage bis auf einige Details weitgehend fertig. Wir warteten noch auf das Logo und das Farbkonzept, aber ansonsten waren wir mit unserem Tagesergebnis sehr zufrieden.
Am Nachmittag besuchten wir noch unseren Auftraggeber, die soziale Einrichtung „Centro Don Bosco“, um uns selbst ein Bild von unserem Kunden zu machen.
Es gibt dort eine kleine Bar für Senioren, ein Kino für Film und Theater, eine eigene Bibliothek, und auch für Kinder und Jugendliche werden viele Aktivitäten angeboten. Wir durften auch einen Blick in den Raum werfen, wo wir in der kommenden Woche unsere Präsentation vorstellen sollten.
Auf dem Rückweg zur Jugendherberge standen wir dann im Feierabend-Stau – und stellten mit eigenen Augen fest, dass Italiener tatsächlich mehr nach Gefühl als nach Regeln fahren …
Tag 6: Kreativität & Kompromisse
Am Freitag arbeiteten wir in der Jugendherberge an unseren Plakaten weiter. Jeder Bereich von Centro Don Bosco (Jugendliche, Senioren, Kultur und Bibliothek) erhielt ein eigenes Farbkonzept, so dass die verschiedenen Angebote künftig auf den ersten Blick zugeordnet werden können.
Am Ende des Vormittags stellte jede Gruppe ihren Status quo vor.
Mittags sollten wir dann den Kopf wieder etwas frei bekommen und machten den Ausflug, auf den ich mich am meisten gefreut hatte: ins „Südtiroler Archäologiemuseum“, besser bekannt als „Ötzi-Museum“.
Während einer spannenden Führung erfuhren wir viel über die Geschichte des Mannes aus dem Eis und das spezielle Kühlsystem, das dafür sorgt, dass Ötzi noch so „gut“ ausschaut.
Außerdem schlenderten wir durch die Ausstellung „Frozen Stories“.
Doch dann ging es auch schon wieder zurück zur Arbeit – eine Besprechung stand an, um das Projekt am Ende der ersten Woche in allen Gruppen „auf Kurs“, sprich auf eine gemeinsame klare Linie zu bringen. Da es viele verschiedene Meinungen gab, ging es ziemlich heiß her. Aber sowohl das Verteidigen der eigenen Idee als auch der Kompromiss gehört zu einem kreativen Prozess nun mal dazu ☺
Tag 7: Wochenende!
Einige Ausflüge standen auf dem Programm, am Samstag in die Stadt Meran, die wir auf eigene Faust erkunden durften. Mir hat es dort sehr gut gefallen: Die hübsche Altstadt ist von Bergen umgeben, hat viele kleine Läden und zahlreiche Straßenmusikanten bringen Leben in die Stadt.
Nach einem ausgiebigen Stadtbummel fuhren wir zum Berg "Meran 2000“ und mit der Gondel bis zum Hochplateau. Ein Wahnsinns-Panoramablick erwartete uns, die schneebedeckte Bergspitzen der Dolomiten in strahlendem Sonnenschein. Mit der Sommerrodelbahn ging es wieder ins Tal – ein Riesenspaß für alle.
Am Wochenende stand auch ein Lehrerwechsel an, Herr Kegelmann reiste an und Herr Ecker fuhr zurück nach Deutschland. Den letzten Abend mit Herrn Ecker verbrachten wir nochmal gemeinsam im „Batzenhäusle“ bei Südtiroler Leckereien, und dann ging es weiter ins Irish Pub, um in den Geburtstag eines Mitschülers reinzufeiern.
Tag 8: Wandertag
Am Sonntag ging es nochmal Richtung Meran, diesmal aber nicht in die Stadt, sondern wir wanderten zum Wasserfall Partschins – mit über knapp 100 Metern Fallhöhe ein beeindruckendes Naturspektaktel. Vom Wasserfall aus ging es weiter zum Dursterhof, bekannt für seine Himbeerfelder. Die konnten wir auf einer Hütte auch in allen Variationen probieren: Himbeersaft, Himbeergeist und Keisterschmarn mit Himbeeren und Sahne… Auch der Ausblick auf Meran war Futter für unsere Fotoapparate.
Tag 9: Tag der Entscheidung für unser Logo
Gut erholt legten wir am Montag wieder mit der Arbeit an unserem Projekt los. Zuerst brachten wir Herrn Kegelmann auf den aktuellen Stand und präsentierten ihm die Ergebnisse der ersten Woche. Unser Lehrer warf viele neue Anregungen in den Raum und hatte auch zahlreiche Tipps & Tricks auf Lager.
In der Berufschule Bozen stimmten wir den Status quo auch noch mit unseren italienischen Partnerschülern ab und dann ging es ans Eingemachte: Die erste Zwischenpräsentation für den Auftraggeber musste vorbereitet werden! Wir hatten noch zwei Restyling-Varianten für das Logo in der engeren Wahl, und heute sollte sich der Kunde für eine davon entscheiden.
Den Vertretern von Centro Don Bosco gefiel der Stand unseres Projektes Gott sei Dank sehr gut, und nach kurzer Überlegung entschieden sie sich für Logo-Variante 1. Nun konnten alle Gruppen Gas geben, die Platzhalter für das Logo ersetzen und die Layouts sowie Texte feintunen. Für die letzten Tage blieb also genug zu tun!
Tag 10: Farbkonzept – es wird bunt
Am Dienstagvormittag arbeiteten wir zunächst in der Jugendherberge. Unser Plakat wurde nochmal ziemlich durch die Mangel gedreht, vor allem mussten wir das Farbkonzept überdenken.
Das geplante Lila hatte einen zu großen Farbauftrag und sah deshalb zu dunkel aus. Auch der Türkis-Ton wurde kritisiert, da er nicht mit den anderen Farben harmonierte und viele der Meinung waren, dass das Farbkonzept zu sehr an eine Arztpraxis erinnerte.
Am Nachmittag fuhren wir wieder in die Berufschule, bauten das neue Logo in unsere Vorlagen ein und überarbeiteten die Textanordnung.
Das Projekt nahm Gestalt an und die Gruppenarbeit lief wie am Schnürchen. Inzwischen wussten wir um die jeweiligen Stärken und wie wir diese zum Nutzen des Projekts einbringen konnten.
Tag 11: Feinschliff
Der Mittwoch war recht entspannt, da wir mit dem Gröbsten durch waren. Also hatten wir genug Zeit, noch ein Museum zu besuchen:
Das Museion ist ein Museum für moderne und zeitgenössische Kunst, sehr modern und schlicht, viele Exponate mit Licht – mich hat es an das Neue Museum in Nürnberg erinnert.
Zurück in der Jugendherberge nutzten wir die Mittagszeit für eine Stunde "Home Office", um den letzten Schliff in unser Projekt zu bringen.
Jedes kleinste Detail musste kontrolliert und bei Bedarf verbessert werden - ob das Logo exakt auf der Hilfslinie steht, ob unsere Absatzformate richtig angelegt sind und natürlich ob der Text „Tippsi-frei“ ist.
Den Nachmittag hatten wir frei – eine gute Gelegenheit, um in der Stadt unser letztes Geld beim Shopping und für Mitbringsel auszugeben!
Tag 12: Endspurt
Am Donnerstag verbrachten wir wieder den ganzen Tag in der Schule. Langweilig wurde uns nicht: Wir dachten uns kleine Gadgets aus, bastelten Mock-ups und Beispielplakate.
Besonders stolz waren wir auf unser Plakat:
Als Anwendungsbeispiel für unsere neue Vorlage gestalteten wir ein Halloween-Poster. Cool war, dass wir das große Fotostudio der Berufschule nutzen konnten, um ein Gruppenfoto zu machen, das wir nachträglich mit Photoshop bearbeiteten.
Der restliche Tag war für die Vorbereitung unserer großen Präsentation reserviert. Gar nicht so einfach: Wie stellen wir unser Projekt vor? Auf was müssen wir achten? Was könnte die Präsentation besonders machen? Denn am nächsten Tag war es soweit: Wir mussten unser Endergebnis an den Kunden übergeben.
Tag 13: Präsentation
Am letzten Tag waren wir sehr aufgeregt. Gleich am Vormittag durften wir in den Räumen von Centro Don Bosco das Ergebnis unseres zweiwöchigen Projekts vorstellen. Jede Gruppe präsentierte ihren Teil des Restylings – unser Auftraggeber war begeistert (und wir sehr stolz und sehr erleichtert)!
Zeitgleich dekorierten einige Schüler (unsere „Heinzelmännchen“) das gesamte Gebäude im Corporate Design, so dass das Centro Don Bosco im neuen Glanz erstrahlte.
Nach der Präsentation wurden wir als kleines Dankeschön im „Centro don Bosco“ bekocht. Ein letztes Mal hatten wir die Gelegenheit, mit den Schülern aus Bozen zu plaudern und uns zu verabschieden. Dann ging es zurück in die Jugendherberge (Packen!) und abends zu einem gemeinsamen Abendessen in die beste Pizzeria Bozens.
Arrivederci Italia!