Serif-Schriftarten: Warum kleine Häkchen in der Schrift den großen Unterschied machen
Man sieht sie, aber nimmt sie oft kaum wahr: Diese kleinen Linien an den Enden von Buchstabenstrichen, mal zart geschwungen, mal betont kantig. Das sind Serifen.
Und obwohl sie winzig wirken, tragen sie eine lange typografische Geschichte auf ihren feinen Schultern. 
Wer sich mit Schriftgestaltung beschäftigt, stößt unweigerlich auf die Frage: Warum eigentlich Serifen? Wozu sind die gut?
Was ist eine Serife und woher kommt sie?
Die Serife ist eine kleine Linie oder Verlängerung, die am Ende eines Buchstabenstrichs sitzt. Man könnte sagen: Sie ist das i-Tüpfelchen der Schriftgestaltung. Der Begriff leitet sich wahrscheinlich vom niederländischen „schreef“ ab, was so viel wie Strich oder Linie bedeutet, also ziemlich direkt und ohne Schnörkel. Ironischerweise.
Historisch betrachtet tauchten serifenhafte Formen schon in römischen Steininschriften auf. Ob sie damals aus rein dekorativen oder praktischen Gründen entstanden sind, darüber streiten sich Typografie-Fans bis heute. Fakt ist: Die kleinen Füßchen und Fingerchen der Serifen prägen das Schriftbild und haben es geschafft, ganze Epochen zu überdauern.
Was macht Serifenschriften aus?
Serifenschriften erkennt man an ihren charakteristischen „Haken“. Sie verleihen einem Text nicht nur ein klassisches, edles Erscheinungsbild, sondern sorgen auch für ein gleichmäßigeres Schriftbild, das viele Leserinnen und Leser als angenehm empfinden.
Ein Klassiker für Serifen ist etwa die Times New Roman, die 1931 für die britische Zeitung „The Times“ entwickelt wurde. Sie steht seither sinnbildlich für Serifenschriften, die Information und Seriosität transportieren. Moderne Serif-Schriften hingegen (wie „Georgia“ oder „Merriweather“) kombinieren Eleganz mit digitaler Lesbarkeit.
Machen Serifen Texte wirklich lesbarer?
Die Antwort lautet: Jein. Während Serifen im Druck oft als lesefördernd gelten, weil sie das Auge sanft von Buchstabe zu Buchstabe führen, sind sie auf Bildschirmen nicht immer von Vorteil. Displays mit geringer Auflösung tun sich mit feinen Details schwer. In der Praxis heißt das: Gedruckte Texte profitieren von Serifen, digitale oft nicht.
Spannend dabei: In Studien zeigt sich, dass der Kontext entscheidend ist. Für längere Texte im Print, wie Bücher oder Magazine, werden Schriftarten mit Serifen meist bevorzugt. Bei kurzen Texten, Infoblogs oder kleineren Schriftgrößen liegt die serifenlose Konkurrenz vorne.
Welche Serifenschrift passt zu meinem Projekt?
| Schriftart | Charakter | Einsatzbereich | 
|---|---|---|
| Times New Roman | klassisch, seriös | Bücher, Geschäftsberichte, Textblöcke | 
| Baskerville | elegant, traditionell | Etiketten, feine Printprodukte | 
| Georgia | warm, gut lesbar (auch online) | Webseiten, Sticker mit Textbotschaft | 
| Playfair Display | modisch, kontrastreich | Packaging, exklusive Aufkleber | 
| Garamond | altmeisterlich, literarisch | Buchdruck, Retro-Aufkleber | 
| Bodoni | elegant, kontrastreich, modisch | Luxusverpackungen, Modeetiketten, markante Sticker | 
| Palatino | warm, humanistisch, vielseitig | Buchcover, Einladungskarten, hochwertige Aufkleber | 
Wussten Sie schon?
Drei Fun-Facts über Serifen, die kaum jemand kennt
 - Serifen entstanden vermutlich beim Meißeln. Steinmetze ließen am Ende der Striche oft einen „Überschuss“, der später stilisiert übernommen wurde, ein handwerkliches Überbleibsel, das zum Gestaltungselement wurde.
 - Einzelne Schriftarten imitieren sogar Tintenverläufe, wie sie bei historischen Federkielen entstanden. Die Serifen sind dort nicht nur optisch, sondern auch technisch nachvollziehbar.
 - Das Gegenstück zur Serifenschrift nennt sich in der Typografie Grotesk Schrift. Während Grotesk-Schriften meist modern, neutral oder sachlich wirken, senden Serifenschriften häufig Signale von Vertrauen, Kultur und Autorität, darum sieht man sie oft bei Verlagen, Universitäten oder Luxusmarken.
 
Warum ist das für den Druck von Aufklebern und Stickern relevant?
All das klingt erstmal nach Buchdruck-Nerdwissen? Doch das ist es nicht: Die Wahl der richtigen Schriftart ist gerade bei Produktdesigns, Etiketten, Aufklebern oder Postern entscheidend. Eine Serifschrift kann dem Druckprodukt ein hochwertiges, klassisches Flair verleihen oder bewusst Kontrast schaffen, wenn sie auf modernem Untergrund eingesetzt wird. Wer plakativ oder Retro auftreten möchte, kann mit Serif-Schriftarten starke visuelle Reize setzen.
Fazit: Serifenschriften wirken meist elegant, auch auf Etiketten
Serifen sind keine Staubfänger aus der Setzerei, sondern ein vielseitiges Werkzeug in der Gestaltung. Ob man klassisch, hochwertig oder kontraststark auftreten möchte: Serifenschriften bringen eine zusätzliche Ebene visueller Aussagekraft. Wer diese „kleinen Füßchen“ richtig einsetzt, zeigt nicht nur typografisches Feingefühl, sondern hebt sich gestalterisch ab.
Tipp für Designfans: In unserem Infocenter-Blog finden Sie regelmäßig Beiträge zu Schrifttrends, Drucktechniken und Designfragen für Ihr Projekt. Reinschauen lohnt sich! Hinterlassen Sie gerne einen Kommentar und diskutieren Sie mit: Wofür nutzen Sie Schriften mit Serifen? Welche ist Ihre Lieblings-Schriftart und warum?
Hier ein kurzer Überblick über gängige Serif-Schriftarten und ihre Wirkung:
Times New Roman
- Charakter: klassisch, seriös
 - Verwendung: Bücher, Geschäftsberichte, Textblöcke
 
Baskerville
- Charakter: elegant, traditionell
 - Verwendung: Etiketten, feine Printprodukte
 
Georgia
- Charakter: warm, gut lesbar (auch online)
 - Verwendung: Webseiten, Sticker mit Textbotschaft
 
Playfair Display
- Charakter: modisch, kontrastreich
 - Verwendung: Packaging, exklusive Aufkleber
 
Garamond
- Charakter: altmeisterlich, literarisch
 - Verwendung: Buchdruck, Retro-Aufkleber
 
Bodoni
- Charakter: elegant, kontrastreich, modisch
 - Verwendung: Luxusverpackungen, Modeetiketten, markante Sticker
 
Palatino
- Charakter: warm, humanistisch, vielseitig
 - Verwendung: Buchcover, Einladungskarten, hochwertige Aufkleber